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Lebenszeichen aus Atlin

Mein letzter Blogeintrag ist schon ein Weilchen her. Hier in Atlin ist es mit dem Internet nicht so einfach :D Aber jetzt kann ich eure Neugier stillen.

In Whitehorse machte ich mir Sorgen, wie ich überhaupt nach Atlin komme. 2 1/2 Stunden Fahrt mit großem Anteil an Schotterstraße. Ich fragte ein bisschen rum und man sagte mir, George, ein älterer Herr, der ab und zu Leute von Whitehorse nach Atlin bringt (und umgekehrt), würde mich anrufen. Der Anruf kam, während ich wanderte und ich musste mich sputen meine Sachen in den Rucksack zu stopfen, um am Abend für 60$ nach Atlin gefahren zu werden. Als ich gerade aufbrechen wollte, boten mir die zwei Kanadier Jean Pascal / JP (23) und Dillon (32) an, mich dorthin zu bringen. Also wurden meine sieben Sachen in JPs wundervollen Jeep verstaut und bei Sonnenschein, mit guter Musik und bester Laune fuhren wir ohne Dach zum schönsten Ort der Welt. Atlin ❤ Wir kamen erst spät abends an und beschlossen an einem der Seen (alle noch zugefroren) zu campen. Lagerfeuer, gute Gespräche, unberührte Natur.

Am nächsten Tag gelang ich dann schließlich zu Trudy und Bob. Ein älteres Ehepaar, dass neben ihren Jobs noch Cabins an Touristen vermietet. Touristen gibt's hier aber eigentlich nur im Juli während des Atlin Arts & Music Festivals. Zu dieser Zeit steigt die "Bevölkerung" Atlins von 300 auf 3000 an. Als man mir meine Unterkunft zeigte konnte ich meinen Augen kaum trauen: Ein süßes Glashüttchen mit dem schönsten und bequemsten Bett in dem ich je gelegen habe. Insgesamt ist Trudys und Bobs Grundstück einfach nur wundervoll!

Bild oben Quelle: http://www.atlincottagesandteas.com/cottages.html

Trudy und Bob selber sind unglaublich tolle Menschen! Freundlichkeit und Intelligenz, die die der meisten anderen bei weitem übertreffen. Sie behandeln mich wie ein Familienmitglied und sorgen dafür, dass ich mich wohl fühle. Leckeres Essen, gute Gespräche. Bilder unten Quelle: https://www.facebook.com/trudy.robinsonewing?fref=ts

In meiner ersten Woche hier habe ich zusammen mit einer anderen Helferin gearbeitet. Emilie (34) aus Frankreich. Unsere Aufgabe war es, sämtliche Fensterrahmen für ein neues Gebäude zu streichen. Im Moment halte ich hauptsächlich das Haus in Schuss, da Trudy kaum Zeit dafür hat. Ich fange um 10:00 Uhr morgens an und arbeite ca. 5 Stunden. Recht entspannt :) Emilie und ich verstehen uns sehr gut. Unter anderem verbindet uns die Liebe zu Nanaimo Bars :D ❤ An unserem ersten freien Tag machten wir uns auf den Weg um Monarch Mountain zu erklimmen. Leichter gesagt als getan. Der Pfad war zugefroren und wir hangelten uns mehr an Bäumen entlang um nicht abzurutschen als zu wandern. Auf halbem Weg trafen wir die beiden jungen Kanadier Steven und Cassie. Wir gingen zusammen weiter. Weiter oben lag extrem viel Schnee. Wenn ich eingesunken bin versank ich ungelogen teilweise bis zur Hüfte! Aber für den Ausblick oben dann haben sich alle Strapazen gelohnt ;) Auch wenn meine Sparbrot-Deichmann Schuhe komplett durchnässt waren :D Bergab ging es dann wesentlich schneller, da wir wo es ging einfach auf dem Hintern runter gerutscht sind :D Als Belohnung haben wir dann noch einen saftigen Schokokuchen gebacken :) Emilie arbeitet jetzt für ein paar Monate im Hostel in Whitehorse und ich besuche sie ab und zu.

Als ich JP und Dillon wieder getroffen habe, erfuhr ich, dass die beiden an diesem Tag ein Haus in Atlin gekauft haben! Sie sagen es sei meine Schuld, weil sie wegen mir hierher gekommen sind :D Ich liebe dieses Haus! Man fühlt sich direkt daheim und mittlerweile ist es auch wie mein zweites Zuhause in Atlin geworden. Wir haben eigentlich jeden Tag etwas zusammen unternommen.

Der Jeep ist unglaublich :D Ich sage nur Offroad Trips ohne Dach und ohne Türen! Ab und zu entfernt JP sogar die windschutzscheibe.

Kennengelernt habe ich unter anderem das junge kanadische Pärchen Chris und Chris. Sie wohnen wie einige andere in Atlin im Wald in einer Hütte ohne Strom und fließend Wasser. Irgendwann während Lagerfeuer und Würstchen holte Chris eine kleine 22mm gun, um mich zu einem echten Kanadier zu machen :D Ich war gar nicht mal so schlecht für mein erstes mal Schießen ;)

Außerdem habe ich auch Natives kennengelernt. Viele von ihnen leben in einem Reservat bei Atlin. Ihr Leben ist geprägt von den Erfahrungen in den residential schools, Kindesmisshandlung. Ein Großteil von ihnen ist Alkohol- und Drogenabhängig. Aber manche haben sich aufgerafft und sind beeindruckende Menschen. Z.B. die Brüder Terry und Sylvester. So viele interessante Geschichten und sie bereiten den besten Lachs der Welt zu. Mein eigentlicher weiterer Reiseplan sah wie folgt aus: - Bis zum 18./19. Mai in Atlin, dann bis zum 20. in Whitehorse - von Whitehorse mit einem Bus nach Skagway, Alaska - von dort die Fähre nach Prince Rupert, um von dort nach 6 Nächten die Fähre nach Port Hardy, Vancouver Island zu nehmen

- ein paar Wochen auf Vancouver Island arbeiten dann zurück nach Vancouver - von dort aus für die restliche Zeit in die Rocky Mountains Tja! Und ich bin immer noch hier in Atlin :D Trudy und Bob haben mich gerne um sich und ich habe mich offensichtlich in Atlin verliebt. Der Plan wurde drastisch geändert. Ich bleibe hier bis ca. zum 15. Juni, nehme dann die Fähren, nur 2 Nächte in Prince Rupert, keine Arbeit auf Vancouver Island und keine Rocky Mountains. Atlin ist so schön! Direkt am Atlin Lake, dem größten See in BC. Mitten in der Wildnis. Berge, Gletscher, Seen, Wildlife. Ich habe hier so viele Bären, Elche, Porcupine, Hasen und Seeadler aus nächster Nähe (3-30m) gesehen, dass es kaum noch etwas Besonderes für mich ist. Die Seen sind aufgetaut und einer von ihnen ist doch tatsächlich wärmer als 3°C :D Gestern bin ich im Como Lake geschwommen und habe das unglaublichlich Sommerwetter genossen. Atlin entstand in den Zeiten des Goldrausches und Mining wird hier nach wie vor immer noch betrieben. Die Menschen sind sehr freundlich. Man hilft sich gegenseitig und grüßt jeden vorbeifahrenden Autofahrer :D Das einzige was hier nicht nonplusultra ist, sind zum einen die Stechmücken, die süchtig nach meinem Blut sind, und die Gefahr auf einen Bären zu treffen, wenn man alleine zu Fuß unterwegs ist.

Vor ein paar bin ich mit Trudy, Bob und Freunden raus auf den Atlin Lake geschippert. Unvorstell- & und beschreibar groß und schön! Leckeres Picknick auf einer der vielen Inseln und ein zappelnder Fisch an der Angel.

Einige Leute sind auf mich zugekommen und haben mir kleine Jobs angeboten. Läuft ;) Trudy und Bob sind so freundlich und erlauben mir nebenbei noch bei Anderen für Geld zu arbeiten :)

Leute, ich bin hier so glücklich! :) Und ich weiß mit Sicherheit, dass ich sobald wie möglich wieder in den Norden Kanadas reisen werde.

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