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Letzte Wochen in Atlin

Ich habe jede einzelne Minute in Atlin genossen. Geht auch gar nicht anders ;) Dann fang ich mal an zu erzählen, was sich die letzte Zeit so zugetragen hat: Emili verließ Whitehorse früher als ursprünglich geplant. Bevor sie ging kamen sie und Kelly, die 29-jährige Kanadierin, nochmal nach Atlin und zusammen unternahmen wir eine kleine Wanderung mit Picknick. Wir konnten sogar zusehen wie ein Weißkopfseeadler direkt vor uns einen Fisch vom Boden gepackt hat :) Kartenspiele mit Dillon am Abend.

An einem freien Samstag saß ich draußen und schrieb Postkarten als Collin, ein Bekannter von Trudy und Bob, vorbeikam. Bevor er ging fragte er mich, ob ich mitfahren möchte. Ich hüpfte in seinen Truck und los gings. Zuerst fuhren wir zur Goldmiene seines Freundes Rick. Dort erklärte er mir, wie der Prozess des Goldgewinnens abläuft. Rick lieh uns noch kurz sein Quad aus. Dann ging es weiter Renos Goldmiene. Die Mienen liegen etwas weiter außerhalb von „Atlin-Downtown“ und die Landschaft sieht so anders aus und ist ebenfalls atemberaubend schön! Renos Miene liegt am Surprise Lake und nahe Ruby Mountain, einem erloschenen Vulkan. Nachdem mir einige große Nuggets des Vortages stolz präsentiert wurden, führte Reno mich rum und erklärte mir, dass die erkaltete Lava einen ehemaligen Flusslauf versiegelt hat. Sie sprengen diese Schichten weg (ca. 30-40m!) und können so an das Gold im Flussbett gelangen. Nach einer Tasse Tee schlug er mir vor, nächstes Wochenende noch einmal vorbei zu schauen :) Reno ist super freundlich und schon seit 30 Jahren im Geschäft. Er ist sehr erfolgreich und hilft anderen Mienenbesitzern mit seinem Wissen.

Über holprige „Autopfade“ durch Wald und Wildnis brachte mich Collin dann noch zu Larrys Miene. Von dort aus hat man einen unfassbar schönen Ausblick und Larry erzählte uns, dass er hier des Öfteren Wölfe sieht. Auf unserem Weg haben wir selber wieder Schwarzbären gesehen. Während der Fahrt erfuhr ich einiges über Collin. Unter anderem, dass er als so etwas wie ein Spion in einigen Kriegen (z.B. Afghanistan) gearbeitet hat. Um die furchtbaren Dinge, die er erlebt und gesehen hat, zu verarbeiten, schreibt er Bücher. Er gab mir einen Entwurf der ersten 5 Kapitel des Buches, an dem er aktuell schreibt. Bis jetzt habe ich noch nicht die Zeit gefunden, diese zu lesen. Aber ich freue mich schon darauf :)

In der darauf folgenden Woche wohnte Joshua (31), ein Freund von Trudy und Bob, bei uns. Ein interessanter und etwas eigener Zeitgenosse :D aber ein seeehr lieber Mensch. Er gab mir zum Abschied sogar seine Kette mit einem Anhänger aus Jade!

Am nächsten Samstag holte mich Collin wieder ab. Reno brachte uns zu einer Felswand mit einem nicht mal 1m hohen „Eingang“. Wir krochen hinein und nach kurzer Zeit wurde die Decke etwas höher. Es ist unfassbar, dass dieses riesige Tunnelsystem von Menschenhand in den Fels gehauen wurde. Stundenlang bauten hier früher Menschen Gold ab. Ohne einen Funken Tageslicht in Gängen in denen vielleicht ein 4-jähriges Kind aufrecht gehen kann. Heutzutage wird gesprengt und man benutzt riesengroße Bagger und Rock-Trucks um die Gesteinsbrocken zur Goldwasch-Maschine zu befördern. Bei einer Schüssel deftigem Eintopf lernte ich Tori (19) aus Vancouver kennen. Sie arbeitet in dieser Miene den Sommer lang, um ihr Reisen um die Welt zu bezahlen. Nach einem erneuten Besuch von Larrys Miene ging es wieder heimwärts.

Letzten Samstag kam Kelly nochmal und wir erklommen gemeinsam ein zweites Mal Monarch Mountain. Ohne Schnee war es wie ein komplett anderer Trail und trotz des nicht wirklich guten Wetters wunderschön.

Was ich arbeitstechnisch so getrieben habe? Ich war natürlich wieder in meinem Element als die „German Cleaning Lady“ :D Konnte auch wieder ein bissl Geld verdienen. Außerdem war ich tätig als Puppy-Sitterin und habe Türen und Stühle geschliffen und gestrichen. Ich habe zudem noch den neuen Flyer für Trudys und Bobs Cottages & Cabins Vermietung gestaltet J Ich konnte sogar ein paar meiner Fotos verwenden. Trudy wird mir ein Exemplar nach Deutschland senden :)

Achso! Was ich noch erzählen wollte: Es ist hier so lange hell, dass es eigentlich nie wirklich dunkel wird :D Find ich gut.

An einem Sonntag kamen Terry und Sylvester (die beiden Natives) vorbei – zusammen mit einem Lachs, den Terry extra wegen mir im Taku River gefangen hat. Er wollte nicht, dass ich Atlin verlasse, ohne die von ihm zubereitete Köstlichkeit genossen zu haben.

Alle Leute sind hier so gut zu mir :) Ich bin unendlich dankbar!!! Carolyn gab mir noch einen kleinen Koffer, damit ich die ganzen Bücher, die ich bekommen habe, und die Geschenke für die Familie transportieren kann ;)

Leider rückte der 16. Juni immer näher. Das hieß „ Auf Wiedersehen, Atlin!“. Trudy war so lieb und brachte mich nach Whitehorse. Der Abschied fiel uns beiden sehr schwer. Wir hatten so viele schöne gemeinsame Abende mit Filmen, Schnuckelsachen, guten Gesprächen und Tilly verbracht. Ich freue mich jetzt schon darauf sie wieder zu sehen!!

Ich übernachtete eine Nacht im Hostel. Abends traf ich mich mit Kelly und einer Freundin von ihr auf ein Bier. Dann fuhren wir noch auf einen nahe gelegenen Berg/Hügel um um Mitternacht(!) die Aussicht zu genießen.

Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Bus nach Skagway, Alaska. Mein Visum für 3 Monate bekam ich problemlos nach 10 min. Skagway ist eine sehr kleine aber hübsche Stadt, die ebenfalls zu Zeiten des Goldrausches entstand.

Der Polizist Braydon und seine Frau Rebecca, Bekannte von Freunden von Trudy und Bob, holten mich nachmittags ab. So liebe Leute!! Ich bekam leckeres Essen und wir hatten gute Gespräche und viel zu Lachen. Abends backten Rebecca und ich Cookies und Scones als Proviant für die Fähre.

Heute (18. Juni) ging meine mit der Fähre nach Prince Rupert los.

Bleibt neugierig! :)

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